REMONDIS RECYCLING Bei REMONDIS Recycling dreht sich alles um wertvolle Rohstoffe. Die Spartengesellschaft von REMONDIS hat sich auf drei Stoffströme spezi- alisiert: Glas, Alttextilien und vor allem Kunststoffe. Das Unternehmen bietet umfassende Komplettlösungen für die stoffliche Verwertung von Kunststoffen aus kommunalen Sammlungen, Rücknahmesystemen, Gewerbebetrieben oder der industriellen Produktion. Die Bereitstellung des Sammelequipments gehört dabei ebenso zum Leistungsangebot wie eine Vorsortierung vor Ort. In hochmodernen Anlagen werden aus dem Material Produkte mit definierter Qualität hergestellt, zum Beispiel Mahlgüter und Granulate aus HDPE sowie PET. Den Kunden dabei stets optimale Qualität zu bieten, erfordert ein Höchstmaß an technischem Know-how und Fingerspitzengefühl. Die Frosch-Reiniger von Werner & Mertz kommen ja bereits in vollständig recycelten Verpackungen daher. Wie ist der Stand der Dinge heute? Dr. Nabila Rabanizada: Die sehr gute Zusammenarbeit mit Werner & Mertz und anderen Marktteilnehmern, die zunehmend auf nachhaltige Verpackungen setzen, zeigt uns, dass wir noch viel in bessere Sortier- und Verwertungsprozesse investieren müssen. Die Ver- packungsindustrie benötigt möglichst reine Rezyklate einzelner Kunststofffraktionen, kaum noch Misch- kunststoffe. Wir gehen diesen Weg konsequent weiter und haben erst im Juni dieses Jahres in Bochum eine neue Sortieranlage eröffnet, in der nun auch Künst- liche Intelligenz zum Einsatz kommt. Dabei müssen die gewünschten Spezifikationen maßgeschneidert mit jedem Kunden abgestimmt wer- den. Auch das gehört natürlich zu unseren Aufgaben, die professionelle Kundenkommunikation mit dem Ziel, für jeden die bestmögliche Recyclingstrategie zu finden und zu realisieren. RE:VIEWS: Was muss aus Ihrer Sicht noch getan wer- den, um Kunststoffkreisläufe weltweit zu schließen und so die Umwelt zu entlasten? Dr. Nabila Rabanizada: Abgesehen davon, dass wir als Branche natürlich unser Know-how und unsere Dienstleistungen auch international verstärkt anbie- ten sollten, fehlt es leider in vielen Ländern nach wie vor an geeigneten Sammelsystemen. Und wenn man die Abfälle gar nicht erst einsammelt, geschweige denn getrennt einsammelt, und dann obendrein auch kei- ne nennenswerte Verwertungsinfrastruktur vorhält, müssen wir uns nicht wundern, wenn Kunststoffab- fälle unkontrolliert in der Umwelt landen. Hier gibt es auf internationaler Ebene sicher noch viel zu tun. Mein Job und der meiner Kolleginnen und Kollegen ist es, die bestmögliche Technik bereitzustellen und die effektivsten Vertriebskanäle zu unseren Kunden offen zu halten. Die gute Nachricht ist, dass die Markeninhaber und die Hersteller von schnelllebigen Produkten, den soge- nannten Fast Moving Consumer Goods, immer mehr erkennen, dass der Schlüssel für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft, nachhaltige Produkte und Ver- packungen das Design for Recycling ist. Diese Forde- rung nach der Anwendung möglichst strikter Ökode- signkriterien unterstützen wir schon lange auch über unsere Verbände in Berlin und Brüssel. Es ist gut zu sehen, dass die Botschaft langsam, aber sicher sowohl bei der produzierenden Industrie als auch bei Konsu- mentinnen und Konsumenten ankommt. Um den Pro- zess zu beschleunigen, bedarf es noch viel mehr Wis- senstransfer und Austausch. RE:VIEWS: Letzte Frage: Wenn Sie heute in die Vergan- genheit reisen könnten, um Ihrem achtjährigen Ich in Kabul etwas für den weiteren Weg mitzuteilen, was würden Sie sagen wollen? Dr. Nabila Rabanizada: Hab keine Angst und gib niemals auf! Das Land, in dem ich geboren wurde, kennt keine Chancengleichheit. Für Frauen und Mädchen ist das ein besonders schweres Los. Meine Mutter ist Anal- phabetin und nie zur Schule gegangen. Der Schlüssel, um am öffentlichen Leben teilzunehmen, liegt aber in der Bildung. Ihr größter Wunsch war es immer, ihren Kindern ein freies Leben zu ermöglichen, unabhängig vom Geschlecht. Also war die Flucht der einzige Aus- weg. Meine Mutter hat in einem fremden Land fünf Kin- der großgezogen, die heute alle Akademiker sind. Mei- ne Schwester hat sich ihren Traum erfüllt und arbeitet als Ärztin, wir anderen vier haben Wirtschaftsinge- nieurwesen bzw. Maschinenbau gewählt. Nagela und ich sind in der Familie die ersten Frauen, die studiert und promoviert haben. Hätten meine Eltern nicht ent- schieden zu fliehen, wäre unser Weg wohl gänzlich an- ders gelaufen. RE:VIEWS: Frau Dr. Rabanizada, herzlichen Dank für das offene Gespräch!